Der Dom in Speyer, dem Veranstaltungsort des Workshops 2016

Geschrieben von Johannes Schirrmeister

Johannes kennt Paruresis aus eigener Betroffenheit. In Zusammenarbeit mit Experten der FU Berlin hat er WeMingo, ein Online-Selbsthilfeprogramm für Menschen mit Paruresis entwickelt.

Mein Besuch beim Workshop der International Paruresis Association

In einem anderen Beitrag habe ich schon festgehalten, warum es so nützlich ist, gemeinsam mit einem Pee Buddy zu üben. Leider ist es oft nicht einfach, einen Pee Buddy zu finden. Zwar eignet sich grundsätzlich jede Person gleichen Geschlechts als Pee Buddy, aber ich habe von vielen Betroffenen gehört, dass es ihnen unangenehm, ist mit Freunden zu üben. Sie kennen das Problem ja nicht selbst.

Also bleibt nur die Suche nach anderen Pee Buddies über das Internet. Doch auch hier gibt es einige Hürden: Wie erreiche ich andere in meiner Region? Sind wir ungefähr auf dem gleichen Schwierigkeitslevel? Und wie mache ich das überhaupt am besten bei einem solchen „Blind Date“? Einfacher ist es da, wenn man ein Wochenende gemeinsam mit 18 Gleichgesinnten verbringt, die zusammen üben wollen.

Genau das war die Situation Ende letzten Jahres in Speyer, wo wieder einmal ein Workshop mit Steven Soifer, dem Präsidenten der International Paruresis Association (IPA) stattfand.

Gleichgesinnten von meiner Paruresis erzählen

Das Programm begann am Freitagabend mit einer Begrüßungsrunde. Das war schon eine besondere Situation: Auf einmal trifft man viele neue Menschen und das einzige was man anfangs von ihnen weiß, ist dieses intime Problem. So fühlt man sich aber gleich verbunden. Jeder konnte ganz offen seine oder ihre persönliche Geschichte mit den anderen teilen.

Die Gruppe war übrigens gemischt mit Frauen und Männern verschiedenen Alters. Unter den Teilnehmern gab es sowohl Neulinge, die das erste Mal in so großer Runde von ihrer Paruresis-Geschichte berichteten, als auch Workshop-Veteranen, die schon an mehreren Treffen in Speyer teilgenommen hatten.

Am Samstag gab es dann einige Impulse von Steven Soifer, der das Thema schon seit vielen Jahren in die Öffentlichkeit trägt und auch auf wissenschaftlicher Ebene vorangetrieben hat. Danach haben wir uns dann nach Schwierigkeitsgrad und Geschlecht in verschiedene Übungsgruppen aufgeteilt und begonnen verschiedene Toiletten, vom Hotelzimmer bis zum Weihnachtsmarkt, aufgesucht. Was normalerweise nur mit großem Aufwand zu organisieren ist, war nun gegeben: viele potenzielle Pee Buddies auf verschiedenen Niveaus und verschiedene öffentliche Trainings-Toiletten.

Erfolgsmomente beim Paruresis Workshop

Anschließend trafen wir uns alle erneut in der großen Gruppe erneut, wo wir unsere Erfahrungen besprochen haben.  Und es folgten weitere Übungen. Es gab überwiegend Erfolgsmomente und teilweise wurden gleich mehrere Stufen in der Schwierigkeitshierarchie hintereinander erklommen. Mir kam es sogar so vor, dass wir uns teilweise gegenseitig immer weiter motiviert und angespornt haben. „Wie wäre es, wenn wir jetzt noch auf diese Toilette gehen und uns direkt neben jemanden stellen, der gerade reingegangen ist?“

Von diesem Workshop sind mir leider keine weiteren Berichte bekannt, aber von früheren Workshops gibt es zahlreiche Berichte im Forum aus paruresis.de.

Bild: „East front of Speyer Cathedral“ von Immanuel Giel, lizenziert unter CC BY-SA 3.0

Diese Artikel könnten dich auch interessieren:

Zur Übersichtsseite mit allen Artikeln