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Geschrieben von Sören Lehmann

Sören ist studierter Betriebswirtschaftler, Journalist und leidenschaftlicher Triathlet. Von den Einschränkungen durch die Paruresis hatte er irgendwann genug. Jetzt arbeitet er daran, sie zu überwinden.

Profisportler könnte ich wohl nicht werden

Sonntagabend, 21:00 Uhr. Ich sitze am Schreibtisch und warte bis der Livestream startet. Wenige Sekunden später ertönt eine Stimme. Es ist die eines Profi-Triathleten, der von seinen Zielen und Wünschen der nächsten Saison erzählt und sie mit uns Zuschauern teilen möchte. Es ist gut unterhaltsam – „Infotainment“ nennt man das heutzutage. Es ist aber auch eine Art Dialog mit uns Zuschauern. Leute stellen ihre Fragen im Livechat. Klar, Insider und Trainingstipps nimmt man gerne mit! Aber was hat das nun mit Paruresis zu tun?

Auch bei Profisportlern „läuft es mal nicht“

Irgendwann gegen Ende des Livestreams kommt die Frage nach dem Dopingsystem auf. Ein wichtiges, wenn auch leidiges, Thema! Er erzählt von den Mechanismen und wie sich Profisportler bei mehreren Dopingkontrollinstanzen rückmelden müssen. Selbst ein spontaner Tagesausflug muss vorher bekannt gegeben werden, da sonst die zufällig stattfindenden Dopingkontrollen nicht funktionieren.

Aber genug der Vorgeschichte, kommen wir zum Paruresis-Aufhänger. Eines abends will er gerade ins Bett gehen, als es plötzlich an der Tür klingelt. „Guten Tag, Dopingkontrolle!“. Er staunt nicht schlecht, es ist fast Mitternacht, und wirklich pinkeln muss er eigentlich auch nicht. Nun muss man wissen, dass so ein Dopingkontrolleur erst wieder geht, wenn er die nötige Menge Urin des Athleten bekommen hat. Die beiden sitzen also auf der Couch im Wohnzimmer. „Probieren wir es mal“, sagt der Triathlet und die BEIDEN gehen auf die Toilette. Als ich von der Situation gehört habe, musste ich natürlich sofort an Paruresis denken.

Zur Not dauert es dann halt Stunden…

Denn es ist nicht so, dass man als Profisportler ein Becher bekommt und dann alleine und in Ruhe auf Toilette pinkeln darf. Nein, der Kontrolleur steht meist direkt neben dem Sportler und schaut quasi zu, wie es läuft (oder eben nicht…) Oh ha! An diesem Abend wollte es aufgrund des geringen Blasendrucks und der auch für ihn skurrilen Situation nicht gleich im ersten Anlauf klappen. Also wieder ins Wohnzimmer und Wasser „tanken“…

Kurzum: Es klappte dann irgendwann nach knapp zwei Stunden, aber auch für ihn, der nicht an Paruresis leidet, war es ziemlich ungewohnt und damit schwer, auf Anhieb in Gegenwart des Kontrolleurs zu pinkeln. Auch er beschrieb im Livestream von diesem beklemmenden Gefühl und das natürlich mit zunehmender Zeit der „Druck“ im Kopf anstieg.

Was sagt uns das?

Du bist nicht allein – wieder einmal! Auch Nicht-Paruretiker kennen Situationen, wo es mal nicht laufen will oder es sich zumindest sehr merkwürdig anfühlt. Sei es weil sich einer direkt neben ihm stellt und vielleicht sogar rüberschaut oder man explizit auf einen warten muss, weil er noch nicht pinkeln konnte. So what!? Es entscheidet sich alles im „Oberstübchen“.

Versuch es doch beim nächsten Mal, wenn es nicht „läuft“, ein bisschen lockerer zu sehen. Nimm es mit einem Schmunzeln. Na gut, dann klappt es halt gerade nicht. Habe keine Anbgst vorm nächsten Mal, sieh es eher positiv und als Chance, es beim nächsten Üben besser zu machen.

Treffend war auch das Trainings-Credo des Profitriathlets:

It’s all about your Mind.

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